30 / 08 / 2018 in Fokus Technik & IT
Wenn der Avatar zur Arbeit geht
„Guten Morgen, hier spricht dein persönlicher Job-Avatar. Mein Algorithmus hat drei passende Jobs und sieben interessante Projekte gefunden, für die ich mich in deinem Namen beworben habe. Die Interviews sind in deinem Kalender eingetragen. Viel Erfolg!“
Auch wenn das noch ein wenig nach Zukunftsmusik klingt, die Digitalisierung hat ohne Zweifel auch das Recruiting erfasst. Digitale Kompetenz wird bei vielen Bewerbern heute schlicht vorausgesetzt, umgekehrt zieht es die größten Talente auch zu den Unternehmen, die sich als modern und digital affin präsentieren und dies auch in ihren HR-Prozessen leben. Zu den neuesten Entwicklungen gehört hier der Einsatz von 3-D-Technologien, Hologrammen und damit erstellbaren Avataren.
Ich bin viele – Avatare als Stellvertreter
Das Wort Avatar kommt aus dem Sanskrit und bedeutet im modernen Wortsinn Abbild, steht also für eine virtuelle Repräsentation einer existierenden Person oder die Darstellung einer virtuellen Person. Dabei kann ein Avatar so etwas Simples sein, wie ein lustiges Cartoon-Bild in einem Chatroom oder auch so vielschichtig wie ein 3-D-Hologramm. Schon jetzt können wir beim Friseur die neue Frisur an unserem Avatar am Bildschirm in Aktion sehen oder die neueste Modekollektion virtuell an uns selbst betrachten – die Anwendung beim Recruiting steckt dagegen noch in den Kinderschuhen. Dabei bietet die Technik gegenüber dem bloßen Foto oder dem Gespräch eine Reihe von Vorteilen.
Hologramme: Gestern noch am Geldschein – morgen im Personalbüro
Vereinfacht ausgedrückt, ist ein Hologramm eine dreidimensionale Aufnahme, die mit speziellen fotografischen (eigentlich holografischen) Aufnahmeverfahren erstellt wird. Dabei nutzt man die speziellen Eigenschaften des Lichts, um aus einem zweidimensionalen Bild eine dreidimensionale Projektion zu erzeugen. Wir kennen diese als Sicherheitsmerkmal auf Geldscheinen, wo sich je nach Betrachtungswinkel ein funkelndes, plastisches Bild ergibt. Mit moderner Technik wiederum können verblüffend dreidimensionale Darstellungen erzielt werden, die sich künftig sogar lebensecht bewegen. Auch Mimik und Gestik – sogar dem realen Vorbild nachgebildet – werden Hologramme realistischer erscheinen lassen, als das, was man aus Science-Fiction-Filmen kennt.
Avatare und Hologramme verleihen Bots ein Gesicht und Menschen eine Vielzahl an Assistenten
Schon heute können wir mittels Chatbots und Künstlicher Intelligenz einfache Gespräche führen. Mit der neuen Technologie können diese nun nach und nach auch lächeln, winken, weinen oder gar unglücklich dreinschauen. Damit wird die derzeit noch sehr sterile Interaktion mehr und mehr lebensecht. Das hat auch Auswirkungen bei der Jobsuche. Man wird künftig keine gekünstelten Studiofotos von sich mehr senden. 3-D-Scans des Gesichts oder des ganzen Körpers können den Unterlagen viel mehr Persönlichkeit verleihen, ja diese sogar präsentieren. Aus verwackelten Video-Chats wird ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht werden, jeweils mit dem holografischen Avatar des Gesprächspartners gegenüber. Das gesamte Spektrum zwischenmenschlicher Interaktion wird verfügbar. Mit den bereits verfügbaren VR-Brillen ist das bereits technisch möglich, doch auch die Entwicklung von holgrafischen Bildschirmen und Projektoren ist im Gange. Dienstreisen und persönliche Interviews werden in Zukunft vielleicht die Ausnahme darstellen.
Nur die Arbeit muss man noch selber leisten – oder?
Mit dem Lebenslauf und den eigenen Persönlichkeitsparametern gefüttert, kann sich der eigene holgrafische Avatar dann auch selbstständig bewerben. Mehr noch: Anstatt mühsam ellenlange Listen an Jobs durchzuforsten, durchstreift der Avatar die Weiten des Netzes auf der Suche nach passenden Angeboten. Und wenn Ihr Avatar und der HR-Avatar eines Unternehmens zusammenfinden, steht dem Arbeitsbeginn nichts mehr im Wege. Sollte der Anfahrtsweg zu weit sein, kann dann auch gleich der Avatar zur Arbeit geschickt werden … Klingt gar zu fantastisch? Keine Sorge, es wird noch ein wenig dauern, aber je schneller wir uns mit allen Möglichkeiten der digitalen Welt der Arbeit vertraut machen, desto mehr können wir davon profitieren.