20 / 08 / 2019 in Fokus Technik & IT
Technikgiganten rund um den Globus
Der Mann mit dem lĂ€ngsten Bart, das Ă€lteste Tier, die gröĂte Technikmaschine der Welt â Rekorde versetzen uns in Staunen und faszinieren. Meist ist fĂŒr jeden etwas dabei, denn es gibt kaum einen Bereich des menschlichen Lebens, der keine Superlative vorzuweisen hat: ob Sport und Hobby, Tiere und Pflanzen oder Technik und Technologie. Und selbst das Buch, das alle Weltrekorde zusammenfasst, kommt nicht ganz ohne aus: das âGuinness World Records 2017â ist das weltweit am besten verkaufte Jahrbuch.
Rund um den Erdball und im Laufe der Geschichte haben Menschen technische Giganten hervorgebracht, von denen besonders jene faszinieren, die in Bewegung sind. Sie sind Symbol fĂŒr Macht, Kraft und das Unfassbare. Und sie stehen fĂŒr eine bemerkenswerte Kombination aus menschlichem Know-how und technischer LeistungsfĂ€higkeit. Ob Riesenrad, Staudamm oder XXL-Bagger â wenn sich die Monster in Bewegung setzen, beginnen unbeschreibliche KrĂ€fte zu wirken. Steigen Sie jetzt ein und lassen Sie sich dorthin entfĂŒhren, wo die gröĂten technischen Maschinen zu Hause sind.
XXL-Fun-Faktor inklusive
In Las Vegas ist angeblich alles ein wenig gröĂer als im Rest der Welt. Das gilt wohl auch fĂŒr das Riesenrad âHigh Rollerâ am Las Vegas Strip. âEin Riesenrad ist ein radförmiges FahrgeschĂ€ft, das Mitfahrende an seinem Umfang auf eine Position mit guter Aussicht hebtâ, so die trockene, technische Beschreibung. Weit emotionaler hört es sich an, wenn sich 28 Glaskabinen bis zu einer Höhe von 167 Metern in nur 30 Minuten einmal im Kreis drehen. Wer die Aussicht bereits kennt, der kann in dieser Zeit auch exklusive Yogastunden ĂŒber den DĂ€chern von Vegas buchen oder sich genussvoll einem Schokoladedinner widmen â im Schein von ein paar Kerzen und rund 2.000 LED-Leuchten. Alles ist möglich in dem Rad, dessen Teile Ende 2011 gleich an mehreren Standorten auf der Welt gefertigt wurden. Die Endmontage startete 2012 und der Betrieb wurde â kein Scherz â am 1. April 2014 aufgenommen. 40 Personen passen in jede Glaskabine, die rund 20.000 kg wiegt, aus 300 m2 vierschichtigem Glas gefertigt ist und die beste Aussicht bei Tag und Nacht garantiert. Die Radkonstruktion besteht aus 112 Kabeln, die sich um mehr als 3 Millionen Kilo Stahl wickeln.
Wer von den luftigen Höhen in Vegas noch nicht genug hat, dem sei ein Abstecher nach Abu Dhabi empfohlen, jedoch nicht ohne Schutzbrillen im GepĂ€ck! Im Freizeitpark der Ferrari World wurde 2010 eine Achterbahn konstruiert, die mit 240 km/h die schnellste der Welt ist. In nur 2,9 Sekunden wird auf 100 km/h beschleunigt â kein Wunder, dass die zierlich anmutenden WĂ€gelchen der Bahn im Ferrari-Design ausgestattet wurden. Die ZĂŒge auf der rund 2 km langen Strecke werden mit einem eigens konstruierten hydraulischen Beschleunigungssystem angetrieben. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit, aber auch des Sandes in der Luft sind Schutzbrillen fĂŒr die GĂ€ste ein absolutes Muss â natĂŒrlich auch im Ferrari Design.
Ăber den Wolken
Vom Riesenrad und der Achterbahn geht es nun noch ein StĂŒck weiter himmelwĂ€rts, nĂ€mlich zum gröĂten derzeit im Einsatz befindlichen Flugzeug der Welt. Die Antonow An-225 âMrijaâ ist ein sechsstrahliges Frachtflugzeug, das in der Sowjetunion entwickelt wurde â bisher ist jedoch nur ein Exemplar im Jahr 2016 fertiggestellt und in Betrieb genommen worden. Aufgrund von Geldmangel wurde eine Kooperation mit China unterzeichnet, um schlieĂlich das Projekt zu Ende zu bringen. Eine Crew von sechs Personen navigiert den Vogel mit einer FlĂŒgelspannweite von 88 Metern in der Luft, das ist in etwa die Breite eines FuĂballfeldes. Ohne Ladung kann die Mrija etwa 18 Stunden in der Luft bleiben, ohne betankt zu werden. UrsprĂŒnglich war das Flugzeug fĂŒr ein Nettogewicht von 600 Tonnen konzipiert, doch mit einem zusĂ€tzlichen Budget von 20 Millionen US-Dollar wurden die Bodenplatten getauscht und noch einmal 40 Tonnen draufgelegt. Transportiert werden damit zum Beispiel Maschinenbauteile wie kĂŒrzlich ein Generator, der fĂŒr ein Bergbauunternehmen von Tschechien nach Australien geflogen wurde.
Noch einen Schritt weiter geht es jetzt vom Himmel in das Weltall. Doch um die Erde zu verlassen, bedarf es Maschinen mit krĂ€ftigen RĂŒckstoĂantrieben. Schon frĂŒhzeitig hatten Mathematiker errechnet, dass man mithilfe der Gleichsetzung von Schwerkraft und Zentrifugalkraft die sogenannte erste kosmische Geschwindigkeit mit 7,91 km/s erreicht. Bewegt sich ein Körper mit dieser Geschwindigkeit um die Erde, fĂ€llt er nicht mehr zu Boden. Um nun Lasten auch ins All schleppen zu können oder auf Umlaufbahnen um die Erde oder zum Mond, zĂ€hlt die Saturn V zu der derzeit stĂ€rksten TrĂ€gerrakete. Mit einer NutzlastkapazitĂ€t von 118,0 Tonnen und einem Durchmesser von 10,6 Metern sorgte die Saturn V dafĂŒr, dass die ersten Menschen und ihr Material ĂŒberhaupt zum Mond kamen.
China bricht Rekorde
Wer lieber auf der Erde bleibt, aber dennoch den Blick in den Weltraum nicht verlieren möchte, kann das seit knapp einem Jahr von China aus. âFastâ, das weltweit gröĂte Radioteleskop, zeichnet Strahlung aus den Tiefen des Weltalls auf, sammelt Daten und liefert neue Erkenntnisse ĂŒber das Universum. Gleichzeitig soll es China auch fit fĂŒr die Reise zum Mond machen. Rund 160 Millionen Euro sind in die Errichtung des kreisrunden Observatoriums mit einem Durchmesser von mehr als 500 Metern geflossen. Ganz ohne Probleme lief auch der Bau nicht ab, denn damit die Megamaschine störungsfrei arbeiten kann, mussten im Umkreis von fĂŒnf Kilometern 9.000 Menschen umgesiedelt werden. In diesem Zusammenhang kann China auch auf ein weiteres, durchaus umstrittenes Projekt verweisen: den Drei-Schluchten-Damm. Nach 17 Jahren Bauzeit wurde das mit 185 Metern Höhe und ĂŒber 2.309 Metern LĂ€nge weltweit gröĂte Bauwerk seiner Art im Juni 2006 fertiggestellt. Als Talsperre staut es den Oberlauf des Yangtses zu einem 600 Kilometer langen See auf. 26 GroĂturbinen haben ebenso viel KapazitĂ€t zur Stromerzeugung wie 18 Atomkraftwerke. Die Kehrseite der Medaille: Der Eingriff in die Natur, die Geologie und die Entwurzelung von mehr als 1 Million Anrainer haben mittlerweile fĂŒr mehr negative Schlagzeilen gesorgt.
Hoffnung fĂŒr die Zukunft
Weit mehr positive Aussichten an der Schnittstelle Mensch und Technik bietet hier schon der Large Hadron Collider, ein Teilchenbeschleuniger am EuropĂ€ischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf. In Bezug auf Energie und HĂ€ufigkeit der Teilchenkollisionen ist der LHC der leistungsstĂ€rkste Teilchenbeschleuniger der Welt. An Planung und Bau waren ĂŒber 10.000 Wissenschaftler und Techniker aus rund 100 Staaten beteiligt. Die zentrale Komponente des Teilchenbeschleunigers ist ein Synchrotron in einem 26,7 Kilometer langen unterirdischen Ringtunnel, in dem Protonen oder Blei-Kerne gegenlĂ€ufig auf knapp Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden und zusammenstoĂen. Damit sollen unbekannte MaterienzustĂ€nde entdeckt werden.
Praktische Anwendung finden Teilchenbeschleuniger zum Beispiel in der Krebsbehandlung â und das bringt uns wieder zurĂŒck nach Ăsterreich, genau genommen nach Wiener Neustadt in Niederösterreich, wo das Ionentherapiezentrum MedAustron seit Ende letzten Jahres in Betrieb ist. Auch wenn dieser Teilchenbeschleuniger nicht zu den gröĂten der Welt zĂ€hlt, so werden im Vollbetrieb ab 2020 rund 1.000 Patienten pro Jahr, darunter auch viele Kinder, Hoffnung im Kampf gegen den Krebs finden â und jedes mithilfe dieser Technik gerettete Menschenleben zĂ€hlt fĂŒr die Betroffenen als ihr höchst persönlicher Weltrekord!
Bildnachweis: Burachet / Shutterstock.com
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