03 / 06 / 2019 in Karrierewelt
4 außergewöhnliche Technikjobs
Obwohl man meinen könnte, der gefährlichste Job der Welt ist der, bei dem man tagtäglich zwölf Stunden vorm Computer sitzt und sich dabei gesundheitlich ins Aus schießt, so ist das doch eher eine langweilige Art und Weise sein Leben für seinen Beruf aufs Spiel zu setzen. Wenn wir den Großteil unserer Nerven dafür verbrauchen, im Pendelzug, der U-Bahn oder im Morgenverkehr nicht den Verstand zu verlieren, sind andere Berufsgruppen aus einem Holz geschnitzt, das viele Kerben zulässt, um am Ende des Arbeitstages noch ohne Nervenzusammenbruch auf ein ruhiges Afterwork-Bier gehen zu können. Wir haben ein paar dieser Jobs unter die Lupe genommen.
Seekabel-Verleger - das Internet hängt an seidenen Fäden
Wir wischen über ein glänzendes Telefondisplay (vormals Wählscheibe), tippen auf ein Viereck und ta-daa: das Internet im Kleinformat immer in der Hosentasche. Die Legende sagt, das Internet sei „unkapputtbar“; wird ein Datenfeed getrennt, graben sich Bits und Bytes wie von Geisterhand ihren eigenen, neuen Weg und verbinden weiterhin alle Erdteile und jedes teilnehmende Lebewesen miteinander. In der Theorie ist das wohl so. In der Praxis ist es vorbei mit Internet und internationalem Telefonnetz, wenn man weltweit rund 200 Kabel kappt. Und diese Kabel verlaufen tief tief unten in den Tiefen der tiefsten Tiefsee. Ein wirklich mühsamer Job ist es, es dorthin zu bringen!
Vor der Verlegung eines neuen Seekabels wird ein Forschungsteam eingesetzt, welches die Beschaffenheit des Meeresbodens zwischen den zu verbindenden Ufern untersucht und eine auf den Meter genaue Kabeltrasse aussucht. Hierbei wird der Verlauf von Naturschutzgebieten, Schifffahrtsrouten und geologische/geophysikalische Beschaffenheit des Meeresbodens berücksichtigt. In Folge fahren Schiffe aus, deren Besatzung behutsam das Kabel zu Wasser lässt und dabei gut darauf achtet, kein anderes Kabel zu kreuzen oder Schaden anzurichten. Das Kabel wird mit der Hilfe eines Hochdruckstrahlers in den Boden versenkt. Auf festem Boden werden Pflüge eingesetzt, welche den Kabeln tiefe Furchen graben. In tieferen Gewässern werden die Kabel einfach auf den Boden gelegt. Wochenlange Arbeit auf hoher See, die Gefahr in den Stromkreislauf zu kommen oder das halbe Internet lahmzulegen machen die Arbeit von Seekabel-Verlegern nicht gerade zum Spaziergang im Park. Noch dazu redet kaum jemand über deinen Job; die Geschichten von Satelliten und GPS-Übertragungsraten klingen hochtechnisch und sexy, ein langes Kabel, das von A nach B gespannt wird, hinterlässt kaum bleibenden Eindruck. Erst dann, wenn es durch widrige Umstände gekappt und in ebenso aufwändigen Reparaturverfahren wieder geflickt werden muss. Dann kommt man in die Schlagzeilen – allerdings nur im offline Format, denn online gibt es erst wieder News, wenn alle Kabel so liegen, wie sie das Technikteam einer Seekabel-Expedition ins Meer verfrachtet.
Bohrinsel-Ingenieure - Hole-in-One auf hoher See
Zwei Wochen arbeiten, vier Wochen frei, Vollpension sowie An- und Abreise mit dem Hubschrauber stehen auf der Tagesordnung. Die Selektion der Arbeitskräfte auf Bohrinseln ist streng. Neben langjähriger Berufserfahrung in der Industrie sind meist ein Studium an einer technischen Hochschule in den Fächern Ingenieurwesen oder Chemie die Door-Opener für eine Karriere. Wichtig ist es, gut Englisch zu sprechen (da Kollegen aus aller Herren Länder zusammengewürfelt werden), körperlich fit zu sein und keine Angst vor der Höhe zu haben: Meer, Stahl und Beton sind die tagesfüllenden Komponenten – man sollte auf keine davon allergisch reagieren. Wer es sich vorstellen kann, 100 bis 200 km vom Festland entfernt Wind und Wetter zu trotzen um sein Glück in der Hochrisikoindustrie zu versuchen, wird am Ende des Monats königlich belohnt. Nur, von der Gewohnheit, gelegentlich rasch zu McDonald’s ums Eck auf einen Burger zu springen, sollte man sich trennen können.
Flugzeugingenieur – es fliegt, es fliegt... hoffentlich unser Flugzeug
Bei beinahe jedem, gottseidank seltenen, Flugzeugabsturz liest man die Worte „technisches Versagen“ entweder als Begründung oder Vermutung am Tag darauf in der Leadstory einer jeden Zeitung. Wenn ein Wort mit dicken, fetten Lettern in der Jobbeschreibung eines Flugzeugingenieurs ins Auge sticht, dann ist es das Wort „Verantwortung“. Flugzeugingenieure müssen alle Aspekte der lokalen Luftfahrtregelungen verstehen. Die verschiedenen Experten-Bereiche umfassen Flugzeugrahmensstrukturen, elektrische Strukturen, Radarsysteme, Triebwerksysteme, Propellersysteme und mehr. Diese Fachleute sind nicht nur für die Sicherheit der Flugzeuge verantwortlich, mit eingeschlossen sind die Auswirkungen einer fehlerhaften Maschine und damit einhergehende, potentielle Katastrophen. Körperliche Fitness ist bei jedem Beruf die Voraussetzung – aber die psychische Belastung und den Stress, dem man durch das große Maß and Verantwortung jeden Tag wieder vorgeführt wird, sollten Sie gut verdauen können, zudem Mathematik, Wissenschaft und Technik auf einem Hochschul- oder Hochschulniveau studiert haben. Wer als Kind gerne Papierflieger gebaut hat und sich am Weg nach Mallorca zwei Stunden darüber Gedanken macht, wie er die Lärmkulisse im Passagierraum verringern und den Kerosinverbrauch auf der Kurzstrecke um 6% minimieren könnte, hat unserer Meinung nach gute Chancen, das nötige Grundinteresse für die Flugzeugbranche mitzubringen.
Astronauten – wenn Kinderträume wahr werden
Auch wenn das Weltall sehr weit weg ist, ist es nicht weit her geholt, im Jahr 2017 tatsächlich Astronaut zu werden. Täglich bereiten sich Astronauten der ESA (European Space Agency) darauf vor, ins All zu fliegen, und wieder zurückzukehren. Natürlich nimmt die ESA nur die Besten der Besten. Für die vielfältigen Aufgaben im All, in einem Spaceshuttle und auch am Boden werden die Sternenfahrer lange ausgebildet. Ca. 50% der Astronauten beginnen eine Karriere bei der Luftwaffe, oftmals als Testpiloten für neue Flugzeugtypen. Pilot zu sein ist schon schwer genug, ein Spaceshuttle zu fliegen setzt der Ausbildung noch einmal ein ganz schönes Krönchen auf: Geduld, Durchhaltevermögen, Konzentration und Entschlossenheit prägen das Bild des modernen Captain Kirk. Geistige Fitness, innere Ruhe, perfektes Englisch und die Fähigkeit, mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenzuarbeiten gehören zu den Grundvoraussetzungen, ohne die man keine Chancen hat. Für jede Stunde im All müssen zuvor hunderte, manchmal sogar tausende von Trainingsstunden absolviert werden. Dabei müssen die zukünftigen Raumfahrer in rotierenden Stühlen, Druckkammern und Flugsimulatoren beweisen, dass sie körperlich in der Lage sind, den anstrengenden Flug ins Weltall zu überstehen. Wir stellen uns den Arbeitsplatz Weltall extra spannend vor, weisen aber darauf hin, dass man schon zur Gattung der Überflieger gehören sollte, wenn man versuchen will, mit diesem Beruf sein täglich Brot zu verdienen.
Bildnachweis: Andrey Armyagov / Shutterstock.com
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